Windrad-Counter Austria: 1451 Windräder | 4028 MW | 2.65 Mio Haushalte versorgt

Windrad im Wald von unten

Windkraft im Wald

Windkraft im Wald ist technisch erprobt, klimapolitisch sinnvoll und ein wesentlicher Bestandteil der Energiewende.

Wald ist ein zentraler Teil der österreichischen Landschaft und des Wirtschaftsraums. Ungefähr 48 % der Landesfläche ist mit Wald bedeckt, was Österreich zu einem der waldreichsten Länder Europas macht. Besonders im Süden und Westen wird das Landschaftsbild von Wäldern dominiert. So sind beispielsweise rund 62 % der steirischen Landesfläche mit Wald bedeckt. Zudem nimmt die Waldfläche in Österreich seit Jahren kontinuierlich zu. So sind in den letzten zehn Jahren jährlich rund 3.400 Hektar Wald hinzugekommen. Dies ist u.a. darauf zurückzuführen, dass traditionelle Bewirtschaftungsformen sowie Beweidung im Alpenraum zurückgehen. Dadurch verbuschen Acker-, Wiesen- und Weideflächen, was mit der Zeit zu einer Ausdehnung der Waldgebiete führt. Ein Großteil (rund 88 %) dieser Wälder sind Wirtschaftswälder, von denen wiederum ein großer Teil aus standortfremden Fichtenmonokulturen besteht, welche die lokalen Ökosysteme abwerten und durch den Klimawandel zunehmend absterben. Gleichzeitig gehen landwirtschaftliche Flächen seit Jahrzehnten durch Zersiedelung und andere Infrastrukturprojekte stark zurück.

Diese Waldrealität spielt eine zentrale Rolle, wenn es um die Frage geht, wo die erneuerbare Stromerzeugung der Zukunft Platz finden kann. Die forstwirtschaftliche Nutzung nimmt in Österreich breiten Raum ein und die meisten Wälder sind dadurch infrastrukturell erschlossen. In dieser Kulisse können Windkraftanlagen Teil eines Mehrnutzungskonzepts werden, schließlich sind nach der Bauphase 99 % der Windparkfläche weiterhin fortwirtschaftlich nutzbar (siehe: Flächennutzung).

Zudem ermöglichen neue Planungskonzepte und moderne Baulogistik , Rodungen auf ein Minimum zu reduzieren. Erschließung und Montage erfolgen meist über vorhandene forstwirtschaftliche Wege. Gleichzeitig entstehen durch Windkraftprojekte neue finanzielle Spielräume, um geschädigte Waldflächen aufzuforsten, etwa jene, die durch Borkenkäferbefall oder Dürreschäden verloren gegangen sind. Der gezielte Ausbau der Windenergie im Wald bietet dabei die Chance, ökologisch ungünstige Fichtenmonokulturen zurückzudrängen. Anstelle standortfremder klimatisch anfälliger und ökologisch unbedeutender Bestände kann im Zuge der Bauprojekte ein aktiver Waldumbau hin zu standortangepassten, klimaresilienten Mischwäldern erfolgen. Windkraft im Wald kann somit bei entsprechender Planung und Umsetzung nicht nur Energie liefern, sondern auch zu einem zukunftsfähigen Wald beitragen.

Aufforstung bei Windrad

Gleichzeitig macht der Klimawandel vor dem Wald nicht halt. Extremwetter, Trockenperioden und Schädlinge setzen den Beständen spürbar zu. Der massive Schadholzanfall von 4 Millionen Festmetern im Jahr 2018 war ein Weckruf: Auch der Wald ist nicht nur Teil der Lösung, sondern zunehmend selbst betroffen durch die Klimakrise. Umso drängender ist die Notwendigkeit, das Klima zu stabilisieren. Das bedeutet wiederum so schnell wie möglich auf erneuerbare Energien, wie die Windkraft umzusteigen.

Illustration: Windrad und Aktivitätsgrenzen nach Höhe

Zwischen Baumkronen und Windrädern: Vögel und Fledermäuse im Fokus

Vögel und Fledermäuse sind nicht nur im Offenland, sondern auch im und über dem Wald anzutreffen. Im Vergleich zu einem Offenlandstandort ist die biologische Aktivität in Rotorhöhe aber oft deutlich geringer. Ein Standort am Feld oder auf der Wiese ist aus biologischer Sicht nicht zwingend einem Waldstandort vorzuziehen. Oft sind Waldstandorte für Windräder biologischer sogar unbedenklicher. Zudem zeigen zahlreiche Erfahrungswerte aus Deutschland, wo Windkraftnutzung in Waldgebieten schon lange üblich ist, dass eine umweltverträgliche Windkraftnutzung im Wald gut umsetzbar ist.

Wind im Wald ist nichts Neues, sondern längst Stand der Technik

In Deutschland stehen aktuell 2.533 Windenergieanlagen mit einer Gesamtleistung von 7,4 Gigawatt auf Forstflächen (das entspricht etwa 12 % der gesamten Windkraftleistung des Landes). In Bundesländern wie Baden-Württemberg und Hessen befinden sich sogar über 60 % der Windräder im Wald, was zeigt, dass die Nutzung bewaldeter Standorte eine bewährte und effiziente Praxis ist.

Windpark im Wald

Best Practice aus Österreich

Auch in Österreich wird Windkraft im Wald bereits seit über 20 Jahren erfolgreich umgesetzt. Der erste Windpark im Wald, Sternwald in Oberösterreich, ging bereits im Jahr 2003 in Betrieb. Seither wurden weitere Anlagen in bewaldeten Regionen errichtet, etwa am Hochpürschtling (Stmk), in Munderfing (OÖ), Gugelwind (NÖ), Moschkogel (Stmk), Herrenstein (Stmk), Ponkratzerkogel (Steiermark), Schildberg (NÖ), und Gaberl (Stmk).

Wald ist nicht gleich Wald: Wo Windräder Platz finden können 

Österreich beherbergt zahlreiche unterschiedliche Landschafts- und Waldtypen. So dominieren in Ostösterreich beispielsweise thermophile Laubwälder, die im östlichen Niederösterreich und Burgenland vorwiegend als Nieder- oder Mittelwälder bewirtschaftet werden. Diese historischen Bewirtschaftungsformen sind durch kurze Umtriebszeiten geprägt. Es wird also alle 20 bis 40 Jahre flächig oder gruppenweise geerntet. In solchen Wäldern, wo ohnehin regelmäßige Eingriffe stattfinden, sind Windkraftanlagen mit geringem ökologischem Fußabdruck gut realisierbar. Punktuelle Rodungen für Kranstellflächen oder Zuwegungen (die nach der Bauphase wieder aufgeforstet werden) fallen hier kaum ins Gewicht.

Das trocken-warme Wienerbecken geht schließlich in das Alpenvorland und in den Alpenraum über. Dazu beeinflussen noch andere Faktoren (wie Bodentyp, PH-Wert und Niederschlag) die Standortverhältnisse. Damit ändern sich regionsabhängig die Waldgesellschaften. In höheren Lagen dominieren Hochwälder, häufig mit einem großen Anteil an Fichtenmonokulturen. Diese gleichaltrigen, großflächigen Bestände sind besonders anfällig für die Folgen des Klimawandels: Trockenstress, Borkenkäfer und Sturmereignisse setzen ihnen massiv zu. Genau hier kann der Ausbau der Windkraft eine doppelte Funktion übernehmen. Einerseits ermöglichen Windkraftprojekte die gezielte Entnahme ökologisch ungünstiger Monokulturen, andererseits schaffen sie Raum und finanzielle Mittel für eine aktive Wiederaufforstung mit artenreichen, standortgerechten Mischwäldern. Windkraft im Fichten-Hochwald kann damit nicht nur energiepolitisch sinnvoll sein, sondern auch ein Instrument des Waldumbaus, das langfristig zur Stabilisierung der Ökosysteme beiträgt.

In anderen Teilen Österreichs, wie dem Waldviertel, gibt es aktuell massive Waldschäden durch den Klimawandel. In diesen abgestorbenen Flächen könnte man durch Windkraftausbau einerseits die klimafitte Wiederaufforstung finanzieren und andererseits den Klimawandel durch die Erzeugung sauberer Energie bekämpfen. Adaptions- und Mitigationsmaßnahmen würden hier also Hand in Hand gehen.

So unterschiedlich die österreichischen Wälder sein können, so verschieden sind auch die standortspezifischen Eignungen für Windkraftnutzung. Neben der notwendigen Windstärke sind auch eine gute Erschließung durch Forststraßen, die Baumartenzusammensetzung und die Bewirtschaftungsform (besonders die Umtriebszeit) ausschlaggebende Faktoren. Die Auswahl geeigneter Standorte erfolgt dabei sehr bewusst und systematisch. Für die Errichtung von Windkraftanlagen kommen nur spezifische Flächen in Frage. Beispielsweise windreiche Lagen mit geeigneter Erschließung, geringem Schutzstatus und möglichst geringen naturschutzfachlichen Konflikten. Urwälder oder geschützte Wildnisgebiete sind selbstverständlich ausgeschlossen.

Ob Niederwald im Osten oder Umwandlungsflächen im zentralalpinen Raum: Windkraft im Wald ist dort möglich, wo sie ökologisch vertretbar und raumplanerisch sinnvoll ist. Sie wird dadurch nicht zum Risiko, sondern zum Teil der Lösung, sowohl für den Energiebedarf als auch für die Zukunft unserer Wälder.

Der Bau von Windrädern im Wald 

Die Errichtung von Windkraftanlagen im Wald bringt bauliche Eingriffe mit sich. Während der Bauphase wird die Baustelle zeitweise intensiv genutzt. Doch moderne Planung und Technik sorgen dafür, dass diese Eingriffe möglichst kleinräumig und zeitlich begrenzt bleiben. 

Rotorblatt mit Bladelifter

Windpark im Wald Oberösterreich

Begleitet werden alle Bauabschnitte von umfangreichen naturschutzfachlichen Maßnahmen. Bereits vor Beginn der Arbeiten erfolgt eine detaillierte Erhebung der Tier- und Pflanzenwelt am Standort. Empfindliche Arten, wie Amphibien, Reptilien oder Kleinsäuger, werden bei Bedarf gezielt umgesiedelt oder durch geeignete Maßnahmen von den Gefahrenquellen ferngehalten. In der Bauphase selbst kommen beispielsweise Schutzvorkehrungen wie Amphibienleitsysteme, Absperrungen und Bauzeitenregelungen zum Einsatz. Damit werden die Störungen so gering wie möglich gehalten. Auch andere mögliche Umwelteinflüsse, wie das Regenwasser-Management, werden bereits in der Planungsphase berücksichtigt. Nach Abschluss der Bauarbeiten werden die Zuwegungen rückgebaut oder in ökologisch verträglicher Form erhalten, etwa als Forststraßen. Mögliche naturschutzfachliche Auswirkungen durch den laufenden Betrieb werden ebenfalls durch gezielte Minderungsmaßnahmen naturschutzfachlich kompensiert, beispielsweise durch die Anlage von Ersatzbiotopen, strukturreichen Waldrändern oder Rückzugsflächen für Wildtiere. Durch Kontrollen der zuständigen Behörden wird sichergestellt, dass die Auswirkungen auf Natur und Artenvielfalt nicht nur minimiert, sondern langfristig ausgeglichen oder sogar überkompensiert werden. Details zu diesem Thema können Sie unter Begleitmaßnahmen nachlesen.

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