Insekten sind eine der leidtragenden Tierarten der Biodiversitätskrise. Ihre Zahl nimmt stark ab, was zum größten Teil auf intensive Landwirtschaft, Pestizide und Flächenverlust zurückzuführen ist. Windkraftanlagen sind im Zusammenhang mit dem Insektensterben aber vernachlässigbar.
Das Insektensterben ist ein wesentliches Problem der Biodiversitätskrise. Studien weisen auf das Insektensterben in einzelnen Regionen bis zu 80 Prozent aus. Nachdem Insekten eine wesentliche Nahrungsquelle für viele Tierarten darstellen, ist dies in weiterer Folge auch bedeutend für den Rückgang der Individuenzahlen vieler Tierarten. Die Ursache für das Insektensterben ist aber beinahe zur Hälfte die intensive Landwirtschaft. Die Windkraftnutzung spielt beim Insektensterben eine vernachlässigbare Größenordnung.
Kritische Stimmen verweisen gelegentlich auf potenzielle Risiken durch Windkraftanlagen, in Form von Kollisionen mit Rotorblättern oder die Anziehung von Insekten durch helle Turmbasen. Tatsächlich legen Untersuchungen nahe, dass weiße oder graue Turmfarben bestimmte Insektenarten anziehen können.
Das DLR-Institut für Technische Thermodynamik schätzt in einer Modellrechnung, dass während der warmen Jahreszeit täglich 5–6 Milliarden Insekten an deutschen Windkraftanlagen verunglücken. Hochgerechnet entspricht das etwa 1.200 Tonnen Insektenbiomasse pro Jahr. Diese Zahl wirkt auf den ersten Blick alarmierend, relativiert sich jedoch im Vergleich: Allein Vögel in deutschen Wäldern verzehren jährlich über 450.000 Tonnen Insekten. Das heißt, dass 0,3 % der Insektenmenge, die durch Vögel gefressen wird, maximal an Windrädern zu Tode kommen könnten. Zudem gehen die DLR-Autoren selbst davon aus, dass 95 % der durch Rotorbereiche fliegenden Insekten unversehrt bleiben. Die Modellrechnung basiert lediglich auf zwei Einzelstudien zur Insektendichte und -flughöhe. Das ist eine methodisch unsichere Grundlage, die empirisch abgesichert werden müsste.
Erste empirische Untersuchungen legen nahe, dass dieser Wert deutlich überschätzt ist. Klebefallen, die auf Gondelhöhe von Windrädern montiert wurden, zeigten deutlich, dass die Insektendichte am Boden um ein Vielfaches höher ist als in Gondelhöhe. In Gondelhöhe wurde die Insektendichte von den Studienautoren als „außerordentlich gering“ bezeichnet. Der potenzielle Einfluss von Windkraftanlagen auf Insekten sollte weiter untersucht werden, stellt aber keinen relevanten Treiber des Insektensterbens dar. Die Hauptursachen dafür sind Lebensraumverlust, Pestizideinsatz, intensive Landwirtschaft, Klimawandel und Lichtverschmutzung. Windkraftanlagen sind keine Ursache des Insektensterbens. Es stimmt, dass man einen gewissen Ausfall an den Anlagen feststellen kann, gleichzeitig generieren Windräder aber strukturreiche Lebensräume für Insekten und wirken dem Klimawandel entgegen.
Die Errichtung von Windkraftanlagen erfordert das Anlegen von Zufahrtswegen und Wartungsflächen. Diese Bereiche bestehen häufig aus offenen, kargen Böden mit Schotter oder Rohboden. Das sind Strukturtypen, die in intensiv genutzten Agrarlandschaften heute selten geworden sind. Solche Offenlandstandorte bieten wertvolle Lebensräume für zahlreiche Insektenarten, insbesondere bodennistende Wildbienen, Schwebfliegen und Tagfalter. Sie nutzen diese Flächen zum Nisten, zur Nahrungssuche und als Trittsteinbiotope zur Vernetzung isolierter Populationen.
Besonders wertvoll sind diese Flächen für die Biodiversität, wenn Windkraftstandorte zusätzlich Blühstreifen zulassen. Diese können ein vielfältiges Angebot an Nektar- und Pollenspendern bereitstellen und fördern damit gezielt Bestäuber. Studien zeigen, dass der Artenreichtum auf solchen Flächen vergleichbar mit artenreichen Säumen und extensiven Wiesen sein kann. Dies ist eine erfreuliche Entwicklung, besonders in Anbetracht des dramatischen Rückgangs der Insektenvielfalt in vielen Regionen Europas.
Windkraftanlagen können, entgegen manchen Vorurteilen, die Biodiversität fördern. Mit durchdachtem Flächenmanagement, gezielter Begrünung und begleitender Forschung lassen sich Synergien zwischen Energiewende und Naturschutz optimal nutzen. Windenergie leistet somit nicht nur einen Beitrag zur Reduktion von CO₂-Emissionen, sondern auch zur Stabilisierung ökologischer Netzwerke. Das ist eine Chance, die wir im Zuge der Transformation unserer Energieversorgung aktiv nutzen sollten.
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